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Artikel von Dr. med. dent. Hans Sellmann, Marl

veröffentlicht in der DZW 17/04

 

Forensische Dokumentation wird dank neuem Zubehör einfacher und billiger:

 

Dioden sind ein Lichtblick für die Dentalfotografie

 

    Die meisten Menschen fotografieren, um wertvolle oder schöne Augenblicke festzuhalten. Was gibt mehr Antrieb, als sich, wenn der Filius pubertär rumzickt, das Bild anzusehen, auf dem er selig lächelnd als Baby in Mutters Armen schlief. In diesem Beitrag geht es allerdings um etwas anders. In der Praxis sollen Zahnärzte fotografieren, und zwar die Münder beziehungsweise Zähne ihrer Patienten, zur Demonstration und Dokumentation ihrer Arbeit.

 

    Eine lange Zeit ist es her, seit Herr Niepce 1826 mit seiner Urkamera noch acht Stunden für die Belichtung eines Bildes benötigte. Da niemand so lange seinen Mund offen halten kann, wurden Bilder für zahnmedizinische Zwecke erst mit steigender Empfindlichkeit der Filme und der Einführung des Blitzlichts möglich.

 

    Inzwischen sind zahnärztliche Aufnahmen für viele Behandler ein wichtiges Dokumentationsmittel. Bei mir fing die zahnmedizinische Fotografie mit der Polaroidkamera an. Die Kamera war noch ein Riesenteil, hatte aber den Vorzug, dass sie die Bilder sofort lieferte, man dem Patienten unmittelbar etwas zeigen und das Bild dem Techniker ins Labor schicken konnte. Leider zahlte man dafür im wahrsten Sinne des Wortes einen hohen Preis, und die Bilder konnten nicht bearbeitet werden. Immerhin ist es auch heute noch lustig, wenn ich einem Patienten seine orale Situation nach mehr als zwanzig Jahren noch mal zeigen kann.

 

    Später dann habe ich aufgerüstet. Ich erstand eine japanische High-Tech-Kamera, von der die DZW-Leser schon viele Bilder sehen konnten. Beinahe unübertroffen sind die Fotos, die sich damit erzielen lassen. Laut Fachleuten gibt ein Dia eine Auflösung von etwa 50 Millionen Pixeln wieder. Doch die Auflösung ist nicht alles, und verfahrenstechnische Nachteile, die heute nicht mehr sein müssen, störten mich immer mehr: Das komplette Zubehör der Kamera wiegt fast einen halben Zentner, und ich muss immer warten, bis ein ganzer Film voll ist, bevor ich mir die Bilder ansehen kann. Davor muss der Film ins Fotolabor geschickt und entwickelt werden. Das verschossene Bild wandert in den Papierkorb, die Situation, in der es entstand, ist nicht reproduzierbar, und das Bild kostete trotzdem Geld.

 

 

    Digitalkameras sind derzeit der Renner, vor allem durch die Möglichkeiten der digitalen Bildbe- und verarbeitung: Nicht gelungene Bilder können sofort überprüft und aussortiert werden, die Bilder können in den Computer geladen, dort betrachtet, bearbeitet, verwaltet und direkt ausgedruckt werden.

 

    In der Bildherstellung haben sie jedoch einen gravierenden Nachteil: den Blitz. Zwar ist jede diesen Kameras beiliegende Software heutzutage in der Lage, den gefürchteten Rote-Augen-Effekt zu eliminieren, aber so etwas wie den Ringblitz an meiner Nikon F5 für Makroaufnahmen gibt es nicht beziehungsweise gab es nicht. Darüber hinaus ist ein genereller Nachteil der Blitzfotografie, dass das Licht im Moment der Aufnahme ganz anders ist als während der Vorbereitungen.

 

    Da kam eine neue Erfindung gerade passend. Eine Frage vorweg: Was haben das neue Flaggschiff Phaeton von VW und innovative Zahnärzte gemeinsam? Beide benutzen die Technik der LEDs. Die Light-Emitting-Diodentechnik (LED) bezeichnet eine hochmoderne Technik und gilt als Leuchtmittel der Zukunft. Beinahe unkaputtbar senden sie am genannten Wolfsburger Auto das rote Brems- und Rücklicht dem zu dicht auffahrenden Hintermann zu. Viele Taschenlampen stahlen jetzt dank der kleinen Leuchtdioden mit steter Kraft, statt nur zu funzeln. Und an einem Fotoapparat geschickt angeordnet geben die Dioden ein Licht, das zum Beispiel orale Situationen lebens- und farbecht abbildet, ohne unangenehme Wärme zu produzieren. Darüber hinaus haben sie noch weitere Vorzüge gegenüber einem Blitzlicht, dazu später mehr.

 

    Schon vor längerer Zeit wurde in allen dentalen Fachzeitschriften massiv für ein Kamerasystem mit LED-Beleuchtung geworben. Ich war sehr interessiert, bestellte, doch es kam außer einer Auftragsbestätigung des Unternehmens nie etwas bei mir an. Auf einen zweiten Bestellungsversuch verzichtete ich, befürchtete ich doch einen ähnlich schlechten Service bei eventuellen Problemen. Das Thema selbst ließ mich nicht ruhen. Schließlich entdeckte ich in DZW eine Kleinanzeige. Dort wurde ebenfalls Digitalkameras mit LED-Beleuchtungssystem von der Firma Ramezani aus Nürnberg beworben.

 

    Und jetzt folgt eine beinahe unglaubliche Geschichte. Etwas in heutigen Zeit fast nicht mehr Vorstellbares passierte, mir wurde vom Kauf abgeraten! Natürlich wollte der Händler Farzin Ramezani seine Kamera verkaufen und natürlich auch das dazu passende Lichtgerät. Aber er sagte mir, ich solle noch warten, in einem Monat käme ein neues, ein besseres LED-Ringlicht auf den Markt. Und seine Beratung ging noch weiter: Ich wollte eigentlich, auch wenn sie etwas mehr kostete, eine zu meinem System kompatible Spiegelreflexkamera erstehen. Der Händler riet mir ab, die Kamera sei zu schwer, zu unhandlich. „ Die brauchen Sie auch nicht!“ Ja, wollte er denn kein Geld verdienen? Auch mit seinem Angebot, mir die neue Kamera, die Nikon Coolpix 5700, eine Woche lang gratis zum Testen zu überlassen, setzte er sehr viel Vertrauen in einen ihm Unbekannten.

 

    Was dann kam, war noch besser. In einem kleinen, speziell auf die Kamera, das von Firma Ramezani selbst entwickelte LED-Gerät sara-led und intraorale Spiegel abgestimmten, vom Händler selbst liebevoll zurechtgeschnittenen Köfferchen erreichten mich Kamera und Zubehör.

 

 

    Was mein Verhältnis zu Bedienungsanleitungen etc. betrifft, so reagiere ich nicht typisch deutsch. Ich mache ein Paket auf und drücke erst mal sämtliche Knöpfe, um dann enttäuscht zu sein, wenn nicht alles per „plug and play“ funktioniert. Der Hersteller des LED-Ringlichts muss so etwas wohl geahnt haben, oder er vermutet es bei den Zahnärzten, auf deren fotografische Bedürfnisse er spezialisiert ist. Nicht nur, dass er die Kamera , deren umfangreiche Bedienungsanleitung schon als Lektüre für einen Jahresurlaub ausreichend wäre, in einem speziellen Modus bereits für Intraoralaufnahmen programmiert hatte, er hat auch mehrere einfache Kurzanleitungen erstellt und beigefügt.

 

    Erwähnte ich bereits, dass ich zuerst alle Knöpfe drücke? Nun, ich hatte es auch diesmal gemacht und prompt die Kamera „abstürzen“ lassen. Da kam ein weiterer Service des Unternehmers Ramezani gerade recht. Er bietet eine kostenlose telefonische Hotline beinahe rund um die Uhr an, mit deren Hilfe wir die verstellte Kamera schnell wieder in Ordnung bringen konnten. Nach eigenen Angaben hat sich der Nürnberger schon seit vielen Jahren auf die zahnärztliche Dentalfotografie spezialisiert. Seine Stärke sind Systeme. Er testet alle Kameras intensiv auf ihre Verwendbarkeit in unserem Metier und bietet verschiedene Kameras diverser Hersteller an. Bei manchem Wunsch hingegen verweigert er sich, wenn diese Kameras für unsere Zwecke ungeeignet sind. Wenn Sie also an einen Umstieg denken oder auch ganz neu anfangen wollen, dann kann ich dieses Unternehmen empfehlen. Lassen Sie sich beraten.

 

    Gründe genug, in den heutigen Zeiten (zahnärztlich) vorher und nachher zu fotografieren, gibt es zuhauf. Allein aus forensischen Ursachen empfiehlt sich eine Dokumentation. Praktiker wissen, was da nach erfolgreicher „Oldtimer-Restaurierung“ manchmal für Bemerkungen („das war vorher aber schöner…“) auftauchen. Und dank der Digitalkameras kosten die Bilder praktisch nichts. Ein Bild schnell mal eben geschossen und per E-Mail an das Dentallabor geschickt, kann zwar nicht die individuelle Farbauswahl für eine Verblendung ersetzen, aber für den Eindruck der Gesamtsituation bei einer oralen Rehabilitation ist es nach Ansicht meiner Zahntechniker unersetzlich.

 

    Zusammen mit der neuen LED-Technik (Blitzen Sie noch oder „LEDsen“ Sie schon?) wird die zahnärztliche Fotografie zum Kinderspiel. Ein paar der vielen Vorteile: Es ist keine Probeaufnahme mehr nötig, da sich die Lichtverhältnisse der mit LED ausgeleuchteten Situation während der Aufnahme nicht mehr verändern, und der Stromverbrauch ist geringer (ein Akku hält mehr als zwei Stunden durch). Das Diodenlicht spendet darüber hinaus eine sehr gute Farbtemperatur und Tiefenschärfe und ist daher besonders für Detailaufnahmen mit Farbechtheit, beides wichtige Qualitätsmerkmale für zahnärztliche Fotografien, geeignet. Auch die Schärfe stimmt von vorne bis Hinten: Ich stelle sie meist auf den Prämolaren ein und habe dann von der Front bis zum Molaren alle Zähne scharf. Selbstverständlich können Sie die Kamera auch für andere Fotomotive verwenden,  wechseln Sie einfach per Drehrädchen in ein anderes Setup. Ich wünsche Ihnen viel Spaß mit der neuen Kamera!

 

Dr. med. dent.

Hans Sellmann, Marl

 

www.zahnarzt-sellmann.de